Nach Fertigstellung des letzten 4½ Litre Blower beginnt die Erprobung der Speed Six Continuation Series
Nach Fertigstellung des letzten 4½ Litre Blower beginnt die Erprobung der Speed Six Continuation Series
- Nach dem Debüt des Vorserienfahrzeugs „Car Zero“ und des Werkswagens „Factory Works“ beginnen Belastungstests der Speed Six Continuation Series
- Die Fertigung der zwölf Fahrzeuge aus der 4½ Litre Blower Continuation Series ist abgeschlossen
- Zum Nachweis der technischen Qualität finden dynamische Fahrversuche über 8.000 Kilometer statt
- Die Continuation Series basiert auf Originalzeichnungen und Notizen der damaligen Mechaniker
- Originale Bentley-Werkswagen aus der Vorkriegszeit dienten als Urmodelle für die Abgleichung von Abmessungen, Materialien und Komponenten
- Jedes Fahrzeug wird von Grund auf in Handarbeit gefertigt – mit Werkzeugen, Befestigungselementen und Verfahren, die der damaligen Zeit entsprechen
- Der Speed Six soll umfassend auf der Rennstrecke erprobt werden, bevor die Arbeit an zwölf Kundenfahrzeugen beginnt
- Jeder Kunde kann sein Fahrzeug persönlich mit einer originalgetreuen Außen- und Innenausstattung seiner Wahl anpassen lassen
(Crewe, 7. Dezember 2023) Nach der Fertigstellung des letzten Kunden¬fahrzeugs der Blower Continuation Series geht die Erprobung der neuen Speed Six Continuation Series in ihre entscheidende Phase. Danach beginnt die Produktion der Kundenmodelle.
Seinerzeit nahmen die beiden Fahrzeuge als freundschaftliche Rivalen an Rennen teil – der kompressorgeladene 4½ Litre Blower für ein privates Team unter der Ägide von Sir „Tim“ Birkin und der Speed Six für Bentleys Werksteam, das 1929 und 1930 in Le Mans triumphierte. Heute werden beide Modelle in den Werkstätten von Mulliner, Bentleys Abteilung für Sonderanfertigungen und Karosseriebau, unter einem Dach gefertigt und ausgestattet. Nachdem nun alle Blower für Kunden fertiggestellt und ausgeliefert sind, wendet sich Mulliner dem zweiten Continuation-Projekt zu. Im ersten Schritt durchlaufen das Vorserienfahrzeug „Car Zero“ und der Werkswagen „Factory Works“ monatelang statische und dynamische Tests.
Die Entscheidung, jeweils zwölf Continuation-Modelle des kompressor¬geladenen 4½ Litre Blower und des 6½ Litre Speed Six zu produzieren, wurde keineswegs leichtfertig getroffen. Als Vertreter einer Marke, die seit über einem Jahrhundert Leistung und Luxus in Reinkultur verkörpert, war dem Team durchaus bewusst, dass alle Arbeiten den höchsten Ansprüchen genügen mussten. Ab 2020 arbeitete deshalb ein Projektteam, bestehend aus Ingenieuren, Handwerkern und Technikern von Bentley Mulliner, eng mit renommierten britischen Spezialisten und Zulieferern zusammen, um die weltweit erste Continuation Series nach dem Vorbild der Vorkriegsmodelle zu erschaffen – und die Resonanz von Kunden, Öffentlichkeit und Medien hat diese akribische Sorgfalt mehr als gerechtfertigt. Nach einem Entwicklungsprozess, der Zehntausende Arbeitsstunden in Anspruch nahm, entsprechen die Modelle der Continuation Series genau den Originalen aus dem Jahr 1930. Insgesamt wurden nur kleinste Änderungen vorgenommen, um die Konformität mit den heutigen Rechtsvorschriften sicherzustellen.
Die Continuation-Projekte haben außerdem dazu geführt, dass verloren gegangene Fähigkeiten im Unternehmen wieder erlernt wurden und junge wie alte Techniker und Handwerker nun über das Wissen und die Erfahrung verfügen, die für den Bau und die Wartung von Bentleys aus der Vorkriegszeit erforderlich sind.
Ein Kapitel endet …
2023 wurden die letzten Fahrzeuge der Blower Continuation Series ausgeliefert. Einige Kunden wählten die traditionelle Bentley-Teamfarbe Napier Green, während andere sich für die Variante entschieden, die Bentley-Besitzern in den späten 1920er Jahren zur Verfügung gestanden hatte – darunter das letzte Fahrzeug, das in der vom Kunden gewünschten Variante von Old English White lackiert ist. Im Rahmen einer persönlichen Anpassung konnten die Besitzer ihre bevorzugte Spezifikation individuell festlegen.
Birkins ursprünglicher kompressorgeladener 4½ Litre – allgemein als „Blower“ bekannt – wurde für den Rennsport gebaut, und das gilt auch für die Modelle der Continuation Series. Der Continuation Blower durchlief ein umfassendes Inspektionsprogramm als Qualifizierung für einen „Historic Technical Passport“ (HTP), mit dem er nun an FIA-sanktionierten Veranstaltungen für historische Automobile teilnehmen kann. Im Juli dieses Jahres war Bentley erneut mit einem Blower in Le Mans vertreten, als das firmeneigene Vorserienfahrzeug „Car Zero“ an der Le Mans Classic teilnahm und allen Beteiligten eine äußerst emotionale Rückkehr zu diesem legendären Rennen bescherte.
... ein anderes Kapitel beginnt
Inzwischen ist die Arbeit an der nächsten Continuation Series, dieses Mal mit dem Speed Six, in vollem Gange. Als Urmodelle dienen zwei historische Exemplare des Fahrzeugs – der firmeneigene Speed Six mit dem Kennzeichen GU409 und der „Old Number 3“, eine Werksausführung des Speed Six, die 1930 beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans von Sammy Davis und Clive Dunfee gefahren wurde. Letzterer wurde Mulliner von seinem heutigen Besitzer zur Verfügung gestellt und lieferte dem Team unschätzbare Informationen zu Abmessungen, Materialien und Komponenten, bis hin zu den letzten Schrauben, Muttern und Bolzen. Darüber hinaus ist Mulliner auch der W.O. Bentley Memorial Foundation zu Dank verpflichtet, die 80 % der vom Team verwendeten Originalzeichnungen und Notizen bereitgestellt hat.
Die Continuation-Fahrzeuge werden auch einige Modifikationen enthalten, die damals vom Bentley-Werksteam vorgenommen worden waren, um die Zuverlässigkeit und Leistung bei den Rennen in Le Mans 1929 und 1930 zu verbessern, wodurch die Werkswagen beide Male mit großem Abstand gewannen.
Kein Detail wurde vernachlässigt. So besuchte das Team von Mulliner unter anderem das National Motor Museum in Beaulieu in der englischen Grafschaft Hampshire, um die damaligen fünf Lackfarben der Firma Parsons abzugleichen, die auch den Kunden von heute zur Verfügung stehen sollen. Für den neuen
6½-Liter-Rennmotor, der in seiner ursprünglichen Version 203 PS erzeugte, wurden über 600 neue Komponenten angefertigt – darunter auch ein neuer Motorblock. Erste Tests auf dem Prüfstand haben eine Motorleistung von 208 PS für die Continuation Series ergeben. Mithilfe moderner technischer Materialien (auf die viele klassische Rennteams zurückgreifen) könnte zwar durchaus eine höhere Leistung erzielt werden, doch das Ziel des Teams für die Continuation Series ist es, einen Bentley zu bauen, der genau so aussieht wie im Jahr 1930 und auch eine entsprechende Leistung erbringt.
Zwei Continuation-Modelle des Speed Six, das Vorserienfahrzeug „Car Zero“ und der Werkswagen „Factory Works“, wurden bereits anhand von modernen und traditionellen Karosseriebauverfahren gefertigt. Schließlich sollen im Rahmen der Continuation Series auch wertvolle Kenntnisse an die nächste Generation weitergegeben werden – ein Vorhaben, das bereits Früchte trägt. In den Mulliner-Werkstätten arbeiten erfahrene Handwerker mit jahrzehntelanger Erfahrung Hand in Hand mit jungen Auszubildenden und tragen so dazu bei, die Meister der Zukunft zu schulen. Die Bauzeit jedes Kundenfahrzeugs beträgt zehn Monate, wobei die Auslieferung 2025 beginnen wird.
Nach dem Debüt des Speed Six-Vorserienfahrzeugs „Car Zero“ beim Goodwood Festival of Speed 2023 begann ein Testprogramm, das einer realen Fahrleistung von 35.000 Kilometern auf 8.000 Kilometern Rennstrecke entspricht. In Intervallen von zunehmender Dauer und Geschwindigkeit wird die Funktionalität und Belastbarkeit des Modells unter schwierigsten Bedingungen geprüft. Unterdessen können Kunden mithilfe des zweiten Fahrzeugs, des Speed Six „Factory Works“, einen persönlichen Anpassungsservice in Anspruch nehmen, um zu gewährleisten, dass sie sich später am Steuer ihres eigenen Modells wohl und sicher fühlen. Wie in den 1920er Jahren werden sich die Besitzer eines Continuation Speed Six darauf verlassen können, dass ihr Bentley auch lange Strecken zuverlässig meistert.
Der Speed Six
Als leistungsstarke Version des 6½ Litre entwickelte sich der Speed Six zu Bentleys erfolgreichstem Rennwagen. So gewann er, gelenkt von den Fahrern Woolf Barnato, Sir Henry „Tim“ Birkin und Glen Kidston, 1929 und 1930 in Le Mans.
Das Chassis des Speed Six wurde 1928 als sportlichere Variante des 6½ Litre vorgestellt. Der Motor wurde optimiert, um noch mehr Antriebskraft entwickeln zu können − er erhielt zwei SU-Vergaser, ein höheres Verdichtungsverhältnis und eine hochleistungsfähige Nockenwelle, was eine auf 183 PS gesteigerte Leistung bewirkte. Zwischen 1928 und 1930 wurden insgesamt 182 Modelle des Speed Six gefertigt.
Die Rennversion des Speed Six war mit einem weiterentwickelten Motor mit einem Verdichtungsverhältnis von 6,1:1 und einer Leistung von 203 PS ausgestattet. Die aufeinanderfolgenden Siege beim Rennen von Le Mans verschafften dem Speed Six für alle Zeiten einen festen Platz in der Erfolgsgeschichte von Bentley. Der Triumph von 1929 setzte dabei ganz neue Maßstäbe. Mit den Fahrern Woolf Barnato und Sir Henry „Tim“ Birkin wurde das Feld ab der ersten Runde bis zum Schwenken der Zielflagge von einem Speed Six angeführt, gefolgt von drei anderen Bentleys. Bei einer Durchschnitts¬geschwindigkeit von 134 km/h stellte Birkin mit 7:21 einen neuen Rundenrekord auf und übertraf die bisherige Bestleistung um 46 Sekunden. Außerdem stellte der siegreiche Speed Six mit 2.844 km auch einen neuen Streckenrekord auf. Eine derart überragende Leistung von einem einzelnen Hersteller sollte man beim Rennen von Le Mans fast 30 Jahre lang nicht mehr erleben.
– ENDE –