1930 8 Litre – GK 706
Der 8 Litre gilt als W.O. Bentleys Meisterwerk. Doch er markierte für Bentley Motors in seiner ersten Form auch das Ende eines Kapitels. Das Fahrzeug mit dem Kennzeichen GK 706 war W.O. Bentleys persönlicher „Firmenwagen“, mit dem er in Begleitung seiner Ehefrau häufig – und rasant – nach Südfrankreich fuhr. An seinem 80. Geburtstag wurde W.O. Bentley bei einem Treffen des Bentley Drivers' Clubs mit dem Automobil wiedervereint.
Der 8 Litre
Die Kundschaft von Bentley umfasste damals Menschen, die ultimativen Luxus und souveräne Kraftentfaltung zu schätzen wussten. Der 1930 vorgestellte 8 Litre war das Flaggschiff von W.O. Bentley. Sein 7938 ccm großer Hubraum wurde durch eine Huberhöhung des Reihenmotors aus dem 6½ Litre erreicht. Das Kurbelgehäuse bestand aus der Magnesiumlegierung Elektron, um Gewicht zu sparen. Der Kühler des 8 Litre war hoch und hatte vertikale, verchromte Lamellen statt des traditionellen, rennsporttauglichen Steinschutzgitters. Der lange Radstand ermöglichte die von den damaligen Kunden gewünschte förmliche Gestaltung der Karosserie.
Bei der Markteinführung des 8 Litre erklärte W.O. Bentley: „Ich wollte immer ein Automobil mit größtmöglicher Laufruhe und einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h bauen. Ich glaube, das habe ich jetzt geschafft.“ Das Unternehmen garantierte, dass der 8 Litre unabhängig von der gewählten Karosserie diese 160 km/h auch erreichen würde. Als die Zeitschrift Autocar die von H.J. Mulliner gefertigte Limousine W.O. Bentleys mit dem Kennzeichen GK 706 testete, kam sie zu folgendem Urteil: „Fahrvergnügen in seiner allerhöchsten Form ... allein in Sachen Leistung ist er jedem anderen existierenden Fahrzeug zumindest ebenbürtig.“ Obwohl der 8 Litre mit seiner Leistung, seiner Kultiviertheit und seiner fortschrittlichen Technologie zu beeindrucken wusste, erfolgte seine Markteinführung zur Zeit der weltweiten Depression, die durch den Börsencrash von 1929 ausgelöst worden war – ein ungünstiges Timing für ein Luxusautomobil. Auch Bentley Motors geriet zu dieser Zeit in finanzielle Schwierigkeiten, was schließlich zu einem Eigentümerwechsel führte. Zwischen 1930 und 1932 wurden gerade einmal 100 Exemplare des 8 Litre gebaut.
GK 706
W.O. Bentleys eigener 8 Litre bestand aus einem Fahrwerk mit einem Radstand von zwölf Fuß (etwa 3650 mm) und einer Weymann-Karosserie. Damit legte er „seine denkwürdigsten Fahrten überhaupt“ zurück. Nach der Liquidation der ursprünglichen Firma Bentley Motors verkaufte der Händler Jack Barclay das Automobil 1932 an L.W. Weldon, der es ein Jahr lang behielt, bevor er es 1933 an Eric Mackintosh veräußerte. Das Fahrzeug wechselte noch vier weitere Male den Besitzer, bevor es 2006 von Bentley Motors erworben und mit viel Liebe zum Detail restauriert wurde, wobei die ursprüngliche Patina weitgehend erhalten blieb. Seitdem ist dieser 8 Litre der symbolische „Firmenwagen“ für die CEOs von Bentley.
Fertigungszeitraum | 1930 |
Gefertigte Anzahl | 100 |
Karosserie | Limousine mit Weymann-Karosserie von H.J. Mulliner; vier Türen, fünf Sitze; Gewicht 2438,4 kg |
Motor | Vier Ventile, Doppelfedern; achtfach gelagerte Kurbelwelle, Block und integraler Kopf aus Gusseisen, Mantelbleche aus Edelstahl; Kurbelgehäuse und Wanne aus Elektron |
Motorleistung | 149,1 kW (203 PS) bzw. 167,8 kW (228 PS) bei 3500 U/min, je nach Verdichtungsverhältnis |
Getriebe | Einscheiben-Trockenkupplung; Viergang-Getriebe; Endantrieb Hypoid-Kegelrad mit 3,533:1, 3,3:1 bzw. 4,07:1 |
Fahrwerk | Gepresster Stahlrahmen; halbelliptische Blattfedern; Bentley- und Draper-Dämpfer, Reibung vorn, hydraulischer Hebelarm hinten; Schnecken- und Segmentlenkung |
Abmessungen | Radstand 3650 mm; Spurweite 1420 mm; Länge 5110 mm; Breite 1740 mm; Höhe 1820 mm |
Leistung | Höchstgeschwindigkeit 162 km/h |